Floorline
21.02.2014 - 23.03.2014
Hast Du Lust eine Hütte zu bauen? Diese einfach Frage, in Form einer sms, steht am Anfang des Projektes Floorline. Gesendet wurde besagte sms von der Aargauer Künstlerin Sabine Trüb an ihre Künstlerfreundin Catrin Lüthi K aus Basel und sie war damit sozusagen der Ausgangspunkt dieser Ausstellung. Die beiden hatten bereits gemeinsam gearbeitet und dabei rausgefunden, dass sie nicht nur gerne bauen und mit der Bohrmaschine zu Werke gehen, sondern viel wichtiger war die Feststellung dass die beiden eine ähnliche Vorstellung davon haben, wohin sich ein Werk entwickeln und was es hervorrufen soll. Gerade bei Arbeiten, die vor Ort entstehen, sich vom Kontext leiten lassen und nicht auf einem vorher minutiös ausgearbeiteten
Konzept basieren, sondern im Prozess entstehen, ist ein solches gemeinsames Verständnis essentiell und – zumindest von aussen betrachtet – in seiner gelebten Selbstverständlichkeit bewundernswert. Die Hüttenidee wurde wieder verworfen – aber klar war, dass ein Eingriff in den Raum und eine Auseinandersetzung mit der Architektur stattfinden würde. Und fest
stand auch das Material: Die Bretter, die nun derart in diesen spezifischen Raum eingepasst sind, werden aber nicht das erste Mal für eine Ausstellung verwendet. Sie sind kunsthistorisch aufgeladen – sie waren Bestandteil von Ugo Rondinones Ausstellung „Die Nacht aus Blei“ im Aargauer Kunsthaus, bildeten das Material für eine Arbeit von Timo Ullman und Marco Baltisberger und fanden nicht zuletzt bereit zuvor als Elemente ihren Eingang in Sabine Trübs Installationen. Die beiden Künstlerinnen führten nun diese Tradition fort und verarbeiteten die Bretter mittels einer unprätentiösen Behandlung, die nichts versteckt und die Konstruktion offenlegt Entstanden ist aus diesem simplen, aber keineswegs banalen Material eine Ausstellung, die uns durch installative Interventionen die Details des Umraumes und die gegebenen Raumzeichnungen bewusst wahrnehmen lässt. Anstatt sich auf die Wände oder die Mitte des Raumes zu konzentrieren – wie man es sich be Ausstellungen gewohnt ist – fokussieren sich die Werke der beiden Künstlerinnen auf die Löcher, die Türen und Fenster, die normalerweise entweder freigelassen oder – im Falle der Fenster – negiert und abgedeckt werden. Und wo es keine solchen Löcher gibt, die Räume oder Innen und Aussen verbinden, schaffen die beide kurzerhand Abhilfe und kreieren einen aus der Wand ragenden Holzkanal, der unseren Blick an ungewohnter Stelle nach draussen geleitet. Übrigens finde ich, dass diese Rinne, wie ich sie Mal nenne, ein wunderbares Beispiel dafür ist, wie intensiv sich die Künstlerinnen während dem Aufbau mit dem Raum – und damit meine ich durchaus auch mit dessen Rohbau – beschäftigt haben: Durch Klopfen an der Wand wurde eine hohle Stelle entdeckt (früher muss dort wohl eine Tür gewesen sein), die natürlich zur näheren Erforschung verlockte. Trotz und gerade wegen dem Mut zur Reduktion, zur Leere und der damit einhergehenden Ökonomie des verwendeten Materials schärfen Trüb und Lüth unser Wahrnehmung. Die gezielt gesetzten Raumeingriffe tippen quasi unsere Rezeption an, führen sie in eine bestimmte Richtung und lassen uns unsere eigene Wahrnehmung gezielt bemerken und sie nicht zuletzt geniessen. So vermögen e die Künstlerinnen das Ein- und Austreten in den und aus dem Raum zu einem
bewussten Akt werden zu lassen. Ähnliches geschieht bei der Sicht auf und durch die Fenster: Der Blick muss sich seinen Weg nach draussen erst bahnen. Aufgrund der Irritation, des Hindernisses durch die im Gleichgewicht gehaltenen Bretter und die partiell mit Bifidus bearbeiteten Scheiben wird er immer wieder auf das Innen zurückverwiesen. So wird der Blick auf die Fenster vorsätzlich als visueller ‚Schritt’, als Schwelle, wenn man so will, und als Akt, der aussen und innen verbindet, inszeniert.
Es ist erstaunlich, was sich bei vertiefter Auseinandersetzung alles im Raum und an der eigenen Wahrnehmung neu entdecken lässt. Und dass dies vornehmlich durch die Beschäftigung mit Löchern, Leerstellen, Öffnungen , Hohlräume und Korridoren geschieht, zeigt nicht nur, dass diese genauso spannend sind wie ihre ausgefüllte Counterparts, sondern spricht vor allem für die cleveren, aufmerksamen und sensiblen Setzungen der Künstlerinnen und einen vorsichtigen, wachen Umgang mi dem Kunstraum an sich und seinen Besuchenden.
Konzept basieren, sondern im Prozess entstehen, ist ein solches gemeinsames Verständnis essentiell und – zumindest von aussen betrachtet – in seiner gelebten Selbstverständlichkeit bewundernswert. Die Hüttenidee wurde wieder verworfen – aber klar war, dass ein Eingriff in den Raum und eine Auseinandersetzung mit der Architektur stattfinden würde. Und fest
stand auch das Material: Die Bretter, die nun derart in diesen spezifischen Raum eingepasst sind, werden aber nicht das erste Mal für eine Ausstellung verwendet. Sie sind kunsthistorisch aufgeladen – sie waren Bestandteil von Ugo Rondinones Ausstellung „Die Nacht aus Blei“ im Aargauer Kunsthaus, bildeten das Material für eine Arbeit von Timo Ullman und Marco Baltisberger und fanden nicht zuletzt bereit zuvor als Elemente ihren Eingang in Sabine Trübs Installationen. Die beiden Künstlerinnen führten nun diese Tradition fort und verarbeiteten die Bretter mittels einer unprätentiösen Behandlung, die nichts versteckt und die Konstruktion offenlegt Entstanden ist aus diesem simplen, aber keineswegs banalen Material eine Ausstellung, die uns durch installative Interventionen die Details des Umraumes und die gegebenen Raumzeichnungen bewusst wahrnehmen lässt. Anstatt sich auf die Wände oder die Mitte des Raumes zu konzentrieren – wie man es sich be Ausstellungen gewohnt ist – fokussieren sich die Werke der beiden Künstlerinnen auf die Löcher, die Türen und Fenster, die normalerweise entweder freigelassen oder – im Falle der Fenster – negiert und abgedeckt werden. Und wo es keine solchen Löcher gibt, die Räume oder Innen und Aussen verbinden, schaffen die beide kurzerhand Abhilfe und kreieren einen aus der Wand ragenden Holzkanal, der unseren Blick an ungewohnter Stelle nach draussen geleitet. Übrigens finde ich, dass diese Rinne, wie ich sie Mal nenne, ein wunderbares Beispiel dafür ist, wie intensiv sich die Künstlerinnen während dem Aufbau mit dem Raum – und damit meine ich durchaus auch mit dessen Rohbau – beschäftigt haben: Durch Klopfen an der Wand wurde eine hohle Stelle entdeckt (früher muss dort wohl eine Tür gewesen sein), die natürlich zur näheren Erforschung verlockte. Trotz und gerade wegen dem Mut zur Reduktion, zur Leere und der damit einhergehenden Ökonomie des verwendeten Materials schärfen Trüb und Lüth unser Wahrnehmung. Die gezielt gesetzten Raumeingriffe tippen quasi unsere Rezeption an, führen sie in eine bestimmte Richtung und lassen uns unsere eigene Wahrnehmung gezielt bemerken und sie nicht zuletzt geniessen. So vermögen e die Künstlerinnen das Ein- und Austreten in den und aus dem Raum zu einem
bewussten Akt werden zu lassen. Ähnliches geschieht bei der Sicht auf und durch die Fenster: Der Blick muss sich seinen Weg nach draussen erst bahnen. Aufgrund der Irritation, des Hindernisses durch die im Gleichgewicht gehaltenen Bretter und die partiell mit Bifidus bearbeiteten Scheiben wird er immer wieder auf das Innen zurückverwiesen. So wird der Blick auf die Fenster vorsätzlich als visueller ‚Schritt’, als Schwelle, wenn man so will, und als Akt, der aussen und innen verbindet, inszeniert.
Es ist erstaunlich, was sich bei vertiefter Auseinandersetzung alles im Raum und an der eigenen Wahrnehmung neu entdecken lässt. Und dass dies vornehmlich durch die Beschäftigung mit Löchern, Leerstellen, Öffnungen , Hohlräume und Korridoren geschieht, zeigt nicht nur, dass diese genauso spannend sind wie ihre ausgefüllte Counterparts, sondern spricht vor allem für die cleveren, aufmerksamen und sensiblen Setzungen der Künstlerinnen und einen vorsichtigen, wachen Umgang mi dem Kunstraum an sich und seinen Besuchenden.