Copa & Sordes
Newton’s Archives of Time
19. November – 18. Dezember 2022
︎︎︎ www.xcult.org/copaetsordes

Abbildungen sind auch ein Versuch, die Flüchtigkeit der Dinge zu unterlaufen.

Newtons’ Archives of Time ist eine über zwei Jahrzehnte gewachsene, lose zusammengefügte Sammlung von Zeit. In drei Kapiteln bespielen Copa und Sordes den Kunstraum Aarau mit einer ephemeren Auslegeordnung.

Die Ewigkeit – clouds / nature morte

Hier geraten die Dimensionen der Zeit durcheinander, verschieben und überlagern sich in einer Auslegeordnung zwischen naturwissenschaftlichem Kabinett und Meditation über die Rätsel der Unendlichkeit.

Installationsansicht Die Ewigkeit – clouds / nature morte


Installationsansicht Die Ewigkeit - clouds / nature morte






Eine Stunde – conditions of work

In einer Gesellschaft, die Status über den Wert der Lohnarbeit definiert, ist die Arbeitsstunde ein Mass aller Dinge.

Jeweils eine Arbeitsstunde dokumentiert eine Auswahl von Videotableaux aus dem Zyklus Conditions of Work. Die Einblicke in Werkstätten, Fabriken, Büros, Labors, Baustellen und landwirtschaftliche Betriebe orientieren sich formal an der Stillleben- und Genremalerei des Barock. Mit stehender Kamera und ohne Schnitt in Echtzeit aufgenommen, verschieben sie den Fokus weg vom Produkt hin zu den arbeitenden Menschen in Raum und Zeit.

Den bewegten Bildern der Videoprojektion gegenübergestellt sind Malereien. Dauerhafte Rückübersetzung eines einzelnen Frames aus einer Stunde des kurzlebigen Mediums Video.


Installationsansicht Eine Stunde – conditions of work






Die nächsten 100 Jahre – chernobyl rose hedge

2017, gut 30 Jahre nach der Havarie des Atomkraftwerks Tschernobyl, wurde eine neue Schutzhülle für die Reaktor-Ruine fertig gestellt. Diese grösste je gebaute bewegliche technische Struktur soll hundert Jahre lang Sicherheit vor dem Austreten von Radioaktivität gewährleisten. Ein Blick zurück auf die Geschichte der letzten hundert Jahre oder auf die aktuellen Geschehnisse wirft jedoch Fragen auf, inwieweit Technologie alleine den Turbulenzen der Zeit standhalten kann. Oder ob es sich bei Sicherheitsversprechen in eine ferne Zukunft nicht vielmehr um eine Form magischen Denkens handelt, eine symbolische Geste oder ein Talisman, der hilft, eine unangenehme Wahrheit zu verdrängen.


Chernobyl Rose Hedge wurde 2017 lanciert. Es ist ein Modell für ein dezentrales Denkmal im virtuellen Raum. In Anlehnung an die hundertjährige Rosenhecke im Märchen wächst als kollektiver Akt ein Geflecht aus Rosen über die mehr als 61.000 m2 grosse Oberfläche der Reaktorhülle von Tschernobyl. Als digitales Konstrukt im Internet ist es ortlos und von überall zugänglich.

Da Zweifel bestehen, ob das Internet einen Zeitraum von 100 Jahren überdauert, werden zusätzlich Ausschnitte von jeweils einem Quadratmeter als Sicherheitskopien auf Baumwolltücher ausgedruckt, die sich über Kunstsammlungen, Haushalte etc. verteilen, wie radioaktiver Fallout.

Während der Ausstellung sind die Besucher:innen eingeladen, an der kollektiven Entstehung des Denkmals teilzunehmen, eigene  Rosen zu malen und sie zur Rosenhecke hinzuzufügen.


Installationsansicht Die nächsten 100 Jahre – chernobyl rose hedge